Alkohol als Malmittel
Ja, richtig gelesen: Im Zusammenhang mit Kunst kann Alkohol auch zweckdienlich sein. Aus den USA stammt eine Maltechnik, bei der alkoholhaltige Tinte zum Einsatz kommt. Das Fluid Painting setzt auf den Effekt selbstständig verlaufender Farben, der durch Zugabe von Hilfs- und Lösungsmitteln verfremdet oder fixiert werden kann.
Das klingt innovativer als es ist – denn mit Alkohol zu malen ist eine Idee, der bereits ein Patent erteilt wurde. Kein Geringerer als Panik-Rocker Udo Lindenberg hat sich die Brillanz von alkoholischen Getränken auf Leinwand sichern lassen. Seine Likörelle entstehen unter Verwendung von Blue Curacao, Verpoorten und anderen cremigen Leckereien.
Alkohol als Thema eines Kunstwerks
Viele Künstler*innen haben alkoholische Getränke, deren Genuss und dessen mögliche Folgen in ihren Werken thematisiert. Von der Antike bis in die Moderne (und darüber hinaus) finden sich immer wieder Darstellungen des Rauschmittels, seines Konsums und seiner Auswirkungen.
Dabei ist Wein das häufigste Motiv. Ob als Rebe, Rebensaft oder in Gestalt rebenbekränzter Englein – das weltweit älteste alkoholische Getränk ist die mit Abstand beliebteste Form, Genuss und Missbrauch darzustellen. Dicht gefolgt wird es von der Mode-Droge Absinth, die im 19. Jahrhundert zahlreiche Kunstwerke dominierte – und zwar im Gegenständlichen…
Alkohol als prägendes Element künstlerischer Arbeit
…wie im Geistigen. Fast alle Vertreter*innen des Im- und Expressionismus waren der “Grünen Fee” verfallen. Einige schufen unter ihrem Einfluss die bedeutendsten Werke der Kunstgeschichte. Das wohl bekannteste Beispiel für die schöpferische Allianz von Talent und Alkohol ist der Moulin-Rouge-Maler Henri de Toulouse-Lautrec.
Doch auch weniger oft genannte Künstler*innen fertigten ihre Arbeiten in einem wahren Rausch an. Joan Mitchell soll ihrem großen Vorbild Vincent van Gogh in jeder Hinsicht nachgeeifert haben. Nach Angaben ihrer Biografin Patricia Albers beherchte sie den schmalen Grat zwischen anregendem und schädigendem Trinken jedoch ausgesprochen gut und war im Schaffensprozess selbst äußerst konzentriert.
Alkohol als falscher Freund von Künstler*innen
Anderen war das nicht vergönnt. Zeitgenossen des Barock-Malers Frans Hals wollen ihn öfter in Wirtshäusern als in seinem Atelier gesehen haben – was aber auch daran liegen konnte, dass Künstler-Werkstätten keine öffentlichen Räume sind und nicht von jedem betreten werden dürfen.
Von Jackson Pollock ist dagegen bekannt, dass er durch regelmäßigen Alkohol-Konsum jegliche Motivation und Orientierung beim Malen verlor. Letzteres kostete ihn schließlich auch das Leben – denn er fuhr sein Auto volltrunken gegen einen Baum. Aus dem Erlös seines Nachlasses finanziert sich eine Stiftung, die junge Künstler*innen beim Start ins Berufsleben unterstützt.